Ein Unterbiss kann nicht nur das ästhetische Erscheinungsbild beeinträchtigen, sondern auch zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen. Wenn der Unterkiefer zu weit vorsteht und die unteren Schneidezähne vor den oberen liegen, sprechen Zahnmediziner von einem Unterbiss oder einer Progenie. In Deutschland sind etwa 3-5% der Bevölkerung von dieser Kieferfehlstellung betroffen. Während viele glauben, dass eine Korrektur nur im Kindesalter möglich ist, stehen Erwachsenen heute zahlreiche moderne Behandlungsmethoden zur Verfügung. Dieser Artikel zeigt Ihnen alle Optionen zur Unterbiss-Korrektur, von kieferorthopädischen Lösungen bis zu chirurgischen Eingriffen, und informiert Sie über Kosten, Behandlungsdauer und Erfolgsaussichten.
Was ist ein Unterbiss und wie entsteht er?
Ein Unterbiss, medizinisch als Progenie oder Mesialbiss bezeichnet, ist eine Kieferfehlstellung, bei der der Unterkiefer im Verhältnis zum Oberkiefer zu weit vorne positioniert ist. Bei normaler Bisslage überdecken die oberen Schneidezähne die unteren leicht – bei einem Unterbiss ist dieses Verhältnis umgekehrt. Die unteren Frontzähne stehen vor den oberen, was zu einem charakteristischen Erscheinungsbild führt.
Die Ursachen für einen Unterbiss bei Erwachsenen sind vielfältig und können genetisch, entwicklungsbedingt oder erworben sein:
- Genetische Veranlagung: In vielen Fällen wird die Kieferform vererbt, wobei eine familiäre Häufung beobachtet werden kann
- Wachstumsstörungen: Ein übermäßiges Wachstum des Unterkiefers oder unzureichendes Wachstum des Oberkiefers während der Entwicklung
- Habits in der Kindheit: Langes Daumenlutschen oder Schnullergebrauch können die Kieferentwicklung negativ beeinflussen
- Früher Zahnverlust: Vorzeitiger Verlust von Milchzähnen kann zu Verschiebungen führen
- Tumore oder Verletzungen: Seltener können Wachstumsstörungen durch Erkrankungen oder Unfälle entstehen
Verschiedene Ausprägungen des Unterbisses
Zahnmediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Schweregraden der Progenie, die jeweils unterschiedliche Behandlungsansätze erfordern:
| Schweregrad | Beschreibung | Überbiss-Wert | Typische Behandlung |
|---|---|---|---|
| Leichter Unterbiss | Minimale Abweichung, kaum sichtbar | 0 bis -2 mm | Zahnspange, Aligner |
| Moderater Unterbiss | Deutlich erkennbare Fehlstellung | -2 bis -5 mm | Kombinierte kieferorthopädische Behandlung |
| Schwerer Unterbiss | Ausgeprägte skelettale Komponente | -5 bis -10 mm | Kieferorthopädie + OP |
| Extremer Unterbiss | Massive Fehlstellung mit funktionellen Einschränkungen | über -10 mm | Chirurgische Korrektur notwendig |
Gesundheitliche Folgen eines unbehandelten Unterbisses
Ein Unterbiss ist nicht nur ein ästhetisches Problem. Ohne Behandlung können sich verschiedene gesundheitliche Beschwerden entwickeln:
- Kaufunktionsstörungen: Erschwerte Nahrungsaufnahme und unzureichendes Zerkleinern der Nahrung
- Kiefergelenksprobleme: Chronische Schmerzen im Kiefergelenk (CMD – Craniomandibuläre Dysfunktion)
- Zahnabnutzung: Ungleichmäßige Belastung führt zu vorzeitigem Verschleiß der Zähne
- Sprachstörungen: Beeinträchtigung der Aussprache bestimmter Laute
- Parodontale Probleme: Erhöhtes Risiko für Zahnfleischerkrankungen durch Fehlbelastung
- Kopf- und Nackenschmerzen: Verspannungen durch muskuläre Kompensation
- Psychosoziale Belastung: Eingeschränktes Selbstbewusstsein durch das veränderte Erscheinungsbild
Studien zeigen, dass etwa 60% der Erwachsenen mit unbehandeltem Unterbiss über regelmäßige Kiefergelenksbeschwerden klagen. Eine frühzeitige Behandlung kann diese Folgeprobleme vermeiden und die Lebensqualität erheblich verbessern.

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Diagnose: So stellt der Zahnarzt einen Unterbiss fest
Die präzise Diagnose eines Unterbisses ist die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung. Ihr Zahnarzt oder Kieferorthopäde führt eine umfassende Untersuchung durch, die mehrere Schritte umfasst:
Klinische Untersuchung
Bei der ersten Untersuchung beurteilt der Spezialist Ihre Bisslage, die Zahnstellung und die Gesichtsästhetik. Dabei werden folgende Aspekte analysiert:
- Überprüfung der Frontzahnbeziehung im geschlossenen Biss
- Beurteilung der Seitenzahnverzahnung (Angle-Klassifikation)
- Funktionsprüfung des Kiefergelenks
- Analyse der Gesichtsprofile im Profil und frontal
- Untersuchung der Kaumuskulatur auf Verspannungen
Bildgebende Verfahren
Für eine detaillierte Diagnose und Behandlungsplanung sind verschiedene Röntgenaufnahmen erforderlich:
| Untersuchungsmethode | Zweck | Informationsgewinn |
|---|---|---|
| Fernröntgenseitenbild (FRS) | Analyse der skelettalen Verhältnisse | Kieferwinkel, Wachstumsmuster, Gesichtsprofil |
| Panoramaröntgen (OPG) | Übersichtsaufnahme aller Zähne | Zahnwurzeln, Knochenstruktur, Zahnanlage |
| Digitale Volumentomographie (DVT) | 3D-Darstellung des Kiefers | Präzise Planung chirurgischer Eingriffe |
| Kiefergelenkaufnahmen | Beurteilung der Gelenkfunktion | Gelenkstellung, Beweglichkeit, Pathologien |
Funktionsanalyse und Modellherstellung
Zur Behandlungsplanung werden präzise Abdrücke Ihrer Zähne genommen und Gipsmodelle oder digitale 3D-Modelle erstellt. Diese ermöglichen es dem Kieferorthopäden, verschiedene Behandlungsszenarien durchzuspielen und das optimale Vorgehen zu bestimmen. Moderne digitale Verfahren erlauben heute sogar eine virtuelle Simulation des Behandlungsergebnisses.
Unterbiss korrigieren mit Zahnspange: Kieferorthopädische Behandlungsmöglichkeiten
Bei leichten bis moderaten Formen des Unterbisses kann eine kieferorthopädische Behandlung ohne Operation zum Erfolg führen. Die Möglichkeiten hängen dabei stark vom Alter des Patienten und der Ausprägung der Fehlstellung ab.
Feste Zahnspange für Erwachsene
Die klassische Multibracket-Apparatur bleibt auch bei Erwachsenen eine effektive Methode zur Unterbiss-Korrektur. Dabei werden Brackets auf die Zähne geklebt und mit einem Drahtbogen verbunden, der kontinuierlich Druck ausübt und die Zähne in die gewünschte Position bewegt.
Vorteile der festen Zahnspange:
- Präzise Kontrolle über die Zahnbewegung in alle Richtungen
- Wirksam auch bei komplexeren Fehlstellungen
- Kürzere Behandlungszeit bei konsequenter Anwendung
- Keine Compliance-Probleme (kann nicht vergessen oder entfernt werden)
Nachteile:
- Sichtbar im Alltag (außer bei Lingualtechnik)
- Erschwerte Mundhygiene
- Einschränkungen bei der Ernährung
- Anfängliche Sprachbeeinträchtigung möglich
Die Behandlungsdauer mit einer festen Zahnspange bei Erwachsenen beträgt in der Regel 18 bis 36 Monate, abhängig vom Schweregrad der Fehlstellung. Regelmäßige Kontrollen alle 4-6 Wochen sind notwendig, um den Draht nachzujustieren.
Unsichtbare Aligner-Therapie
Transparente Zahnschienen, auch Aligner genannt, haben in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Diese herausnehmbaren Schienen werden individuell angefertigt und alle 1-2 Wochen gewechselt, wobei jede Schiene die Zähne ein Stück weiter in die gewünschte Position bewegt.
| Aspekt | Aligner-Therapie | Feste Zahnspange |
|---|---|---|
| Ästhetik | Nahezu unsichtbar | Sichtbar (außer Lingualtechnik) |
| Tragekomfort | Anfangs gewöhnungsbedürftig, dann angenehm | Mögliche Schleimhautreizungen |
| Mundhygiene | Einfach (herausnehmbar) | Erschwert |
| Behandlungsdauer | 12-24 Monate (bei leichten Fällen) | 18-36 Monate |
| Eignung bei Unterbiss | Nur bei leichten bis moderaten Fällen | Auch bei komplexen Fehlstellungen |
| Kosten | 3.500-8.000 Euro | 3.000-7.000 Euro |
Wichtig zu wissen: Aligner können bei skelettalen Unterbissen mit ausgeprägter Kieferfehlstellung an ihre Grenzen stoßen. Sie eignen sich primär für dentoalveoläre Korrekturen, bei denen hauptsächlich die Zahnstellung und nicht die Kieferposition verändert werden muss.
Funktionskieferorthopädische Geräte
Bei jüngeren Erwachsenen mit noch nicht vollständig abgeschlossenem Kieferwachstum können funktionskieferorthopädische Geräte das Wachstum beeinflussen. Diese herausnehmbaren Apparaturen nutzen die Muskelkraft beim Schlucken und Kauen, um den Unterkiefer zurück zu verlagern. Bei Erwachsenen sind diese Geräte allerdings nur noch sehr eingeschränkt wirksam.

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Unterbiss OP: Wenn eine chirurgische Korrektur notwendig wird
Bei ausgeprägten skelettalen Unterbissen, bei denen die Kieferfehlstellung durch reine Zahnbewegungen nicht korrigiert werden kann, ist eine chirurgische Behandlung erforderlich. Die Unterbiss-OP, medizinisch als orthognathe Chirurgie bezeichnet, gehört heute zu den Standardeingriffen der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie.
Wann ist eine Unterbiss-Operation notwendig?
Eine chirurgische Korrektur wird in folgenden Situationen empfohlen:
- Skelettaler Unterbiss mit einer Diskrepanz von mehr als 5 mm
- Ausgeprägte funktionelle Beschwerden (Kau-, Sprach- oder Atemprobleme)
- Kiefergelenksbeschwerden, die durch konservative Therapie nicht behoben werden können
- Erfolglose kieferorthopädische Vorbehandlung
- Starke psychische Belastung durch das Erscheinungsbild
- Kombination aus Über- und Unterbiss (offener Biss mit Progenie)
In Deutschland werden jährlich etwa 15.000 bis 20.000 kieferchirurgische Eingriffe zur Korrektur von Kieferfehlstellungen durchgeführt, wobei der Unterbiss eine der häufigsten Indikationen darstellt.
Ablauf einer Unterbiss-Operation
Die chirurgische Behandlung eines Unterbisses erfolgt in mehreren Phasen und erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopäden und Kieferchirurgen:
Phase 1: Präoperative Kieferorthopädie (6-18 Monate)
Vor der Operation werden die Zähne kieferorthopädisch in eine Position gebracht, die nach der Kieferumstellung eine optimale Verzahnung ermöglicht. Diese Phase erscheint zunächst paradox, da die Fehlstellung optisch oft noch verstärkt wird – sie ist jedoch essentiell für das spätere Ergebnis.
Phase 2: Chirurgischer Eingriff
Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert je nach Komplexität 2-4 Stunden. Es gibt verschiedene operative Verfahren:
| OP-Verfahren | Beschreibung | Indikation | Klinikaufenthalt |
|---|---|---|---|
| Unterkieferverlagerung (BSSO) | Rückverlagerung des Unterkiefers durch Durchtrennung | Isolierter Unterkieferüberschuss | 3-5 Tage |
| Oberkiefervorverlagerung (Le Fort I) | Vorverlagern des Oberkiefers | Oberkieferrücklage | 4-6 Tage |
| Bimaxilläre Operation | Korrektur beider Kiefer | Kombinierte Fehlstellung | 5-7 Tage |
| Kinnkorrektur (Genioplastik) | Zusätzliche Kinnumformung | Zusätzliche Kinnproblematik | Kombiniert mit Haupteingriff |
Die häufigste Methode ist die bilaterale sagittale Spaltung (BSSO), bei der der Unterkiefer im Bereich der Kieferwinkel durchtrennt und nach hinten versetzt wird. Die Knochenfragmente werden anschließend mit Titanplatten und -schrauben fixiert, die in der Regel dauerhaft im Körper verbleiben.
Phase 3: Postoperative Phase (6-12 Wochen)
Nach der Operation ist mit einer Schwellung und eingeschränkter Mundöffnung zu rechnen. Die ersten 2-3 Wochen sind besonders herausfordernd:
- Flüssige bis breiige Kost für 4-6 Wochen
- Abschwellende Medikamente und Schmerzmittel
- Schonung und Vermeidung körperlicher Anstrengung
- Intensive Mundhygiene zur Vermeidung von Infektionen
- Regelmäßige Nachkontrollen
Phase 4: Postoperative Kieferorthopädie (6-12 Monate)
Nach der Heilungsphase wird die kieferorthopädische Behandlung fortgesetzt, um die Feineinstellung der Verzahnung zu optimieren. Diese Phase ist deutlich kürzer als die präoperative Behandlung.
Risiken und Komplikationen
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff bestehen auch bei der Unterbiss-OP gewisse Risiken, über die Sie umfassend aufgeklärt werden:
- Nervschädigungen: Vorübergehende oder dauerhafte Taubheitsgefühle im Unterkiefer- und Lippenbereich (5-10% der Fälle)
- Infektionen: Können durch konsequente Mundhygiene minimiert werden (unter 2%)
- Blutungen und Nachblutungen: Selten, meist gut behandelbar
- Knochenheilungsstörungen: Sehr selten bei gesunden Patienten (unter 1%)
- Rezidiv: Rückfall in die alte Position durch unzureichende Stabilisierung (2-5%)
Moderne Operationstechniken und erfahrene Chirurgen haben die Komplikationsrate in den letzten Jahren deutlich gesenkt. Studien zeigen eine Erfolgsrate von über 90% mit hoher Patientenzufriedenheit.
Kosten der Unterbiss-Behandlung: Was Sie einplanen sollten
Die Kosten für die Behandlung eines Unterbisses bei Erwachsenen variieren erheblich und hängen von der gewählten Behandlungsmethode, dem Schweregrad der Fehlstellung und der Region ab. Im Gegensatz zu Kindern und Jugendlichen übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung bei Erwachsenen die Kosten nur in Ausnahmefällen.
Kostenübersicht nach Behandlungsmethode
| Behandlungsart | Kosten (Eigenanteil) | Behandlungsdauer | GKV-Übernahme |
|---|---|---|---|
| Feste Zahnspange (konventionell) | 3.000-7.000 Euro | 18-36 Monate | Nur bei extremen Fällen |
| Lingualtechnik (innen) | 6.000-10.000 Euro | 18-36 Monate | Nein |
| Aligner-Therapie | 3.500-8.000 Euro | 12-24 Monate | Nein |
| Kombinierte Behandlung (KFO + OP) | 8.000-15.000 Euro | 2-3 Jahre gesamt | Bei medizinischer Notwendigkeit teilweise |
| Unterbiss-OP allein | 5.000-12.000 Euro | Eingriff + 3 Monate Heilung | Bei schweren Fällen (KIG 3-5) |
Wann zahlt die gesetzliche Krankenversicherung?
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für eine Unterbiss-Behandlung bei Erwachsenen nur unter bestimmten Voraussetzungen:
- Schwere Kieferfehlstellung mit KIG-Grad 3, 4 oder 5 (Kieferorthopädische Indikationsgruppen)
- Ausgeprägte funktionelle Beeinträchtigungen beim Kauen, Sprechen oder Atmen
- Kiefergelenksprobleme mit nachweisbarer medizinischer Notwendigkeit
- Kombination mit anderen kraniofazialen Anomalien
Bei rein ästhetischen Korrekturen oder leichten funktionellen Beeinträchtigungen müssen Sie die Kosten vollständig selbst tragen. Die Krankenkasse benötigt für eine Kostenübernahme einen ausführlichen Behandlungsplan und eine medizinische Begründung vom Kieferorthopäden.
Rolle der Zahnzusatzversicherung
Eine leistungsstarke Zahnzusatzversicherung kann die finanzielle Belastung erheblich reduzieren. Wichtige Aspekte bei der Auswahl:
- Kieferorthopädische Leistungen: Achten Sie darauf, dass Erwachsenen-KFO eingeschlossen ist
- Erstattungssatz: Hochwertige Tarife erstatten 70-100% der Kosten
- Wartezeiten: Meist 6-8 Monate, bei bestehenden Fehlstellungen oft längere Wartezeiten
- Jahreshöchstgrenzen: In den ersten Jahren oft gestaffelt (z.B. 1.000€ im 1. Jahr, 2.000€ im 2. Jahr)
- Altersbegrenzung: Einige Tarife schließen KFO-Leistungen ab einem bestimmten Alter aus
Wenn Sie eine Unterbiss-Behandlung planen, sollten Sie sich frühzeitig um eine entsprechende Versicherung kümmern. Bereits diagnostizierte Fehlstellungen werden häufig vom Versicherungsschutz ausgeschlossen oder unterliegen verlängerten Wartezeiten. Informieren Sie sich über Behandlungsmöglichkeiten bei Kieferfehlstellungen und die Kostenübernahme durch Versicherungen.

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Behandlungsdauer und Prognose: Was Sie erwarten können
Die Dauer der Unterbiss-Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab und erfordert Geduld und Durchhaltevermögen. Eine realistische Einschätzung hilft Ihnen, die Behandlung mental und organisatorisch zu planen.
Zeitlicher Verlauf nach Behandlungsart
Rein kieferorthopädische Behandlung:
- Diagnostik und Planung: 2-4 Wochen
- Aktive Behandlungsphase: 18-36 Monate
- Retentionsphase (Stabilisierung): mindestens 2 Jahre, idealerweise lebenslang
- Gesamtdauer: 2-4 Jahre
Kombinierte kieferorthopädisch-chirurgische Behandlung:
- Diagnostik und Planung: 4-8 Wochen
- Präoperative Kieferorthopädie: 12-18 Monate
- Chirurgischer Eingriff: 1 Tag (stationär 3-7 Tage)
- Heilungsphase: 6-12 Wochen
- Postoperative Kieferorthopädie: 6-12 Monate
- Retentionsphase: mindestens 2 Jahre
- Gesamtdauer: 2,5-4 Jahre
Faktoren, die die Behandlungsdauer beeinflussen
| Faktor | Einfluss auf Behandlungsdauer | Optimierungsmöglichkeit |
|---|---|---|
| Schweregrad der Fehlstellung | Ausgeprägte Unterbisse benötigen längere Behandlung | Frühe Behandlung im Jugendalter |
| Alter des Patienten | Ältere Patienten: langsamere Zahnbewegung | Nicht beeinflussbar |
| Knochenqualität | Dichter Knochen verlangsamt Bewegung | Ausreichende Vitamin-D-Versorgung |
| Mitarbeit des Patienten | Mangelnde Compliance verlängert Behandlung | Konsequentes Tragen der Apparaturen |
| Mundhygiene | Entzündungen können Behandlung unterbrechen | Gründliche tägliche Zahnpflege |
| Biologische Reaktion | Individuelle Unterschiede in der Knochenumbaurate | Nicht beeinflussbar |
Erfolgsaussichten und Langzeitstabilität
Die Erfolgsrate bei der Unterbiss-Behandlung ist grundsätzlich hoch, wenn die Therapie konsequent durchgeführt wird. Studien zeigen folgende Erfolgswerte:
- Kieferorthopädische Behandlung allein: 75-85% stabile Korrektur bei leichten bis moderaten Fällen
- Kombinierte Behandlung mit OP: 90-95% Erfolgsrate mit hoher Patientenzufriedenheit
- Rezidivrate: 5-15% der Patienten erleben eine teilweise Rückverlagerung
Die Stabilität des Behandlungsergebnisses hängt entscheidend von der Retentionsphase ab. Nach Abschluss der aktiven Behandlung müssen Retainer (Haltespangen) getragen werden, um ein Zurückwandern der Zähne zu verhindern. Moderne festsitzende Retainer, die auf der Innenseite der Frontzähne befestigt werden, bieten eine komfortable Langzeitstabilisierung.
Verbesserung der Lebensqualität
Patienten berichten nach erfolgreicher Unterbiss-Korrektur über signifikante Verbesserungen in verschiedenen Lebensbereichen:
- Kaufunktion: 92% berichten über deutlich verbesserte Nahrungsaufnahme
- Kiefergelenksbeschwerden: 78% erleben eine Reduktion oder vollständige Beseitigung der Schmerzen
- Sprachqualität: 65% bemerken eine klarere Aussprache
- Selbstbewusstsein: 88% fühlen sich nach der Behandlung selbstsicherer
- Soziale Interaktion: 71% berichten über positive Veränderungen im sozialen Leben
Diese Zahlen verdeutlichen, dass eine Unterbiss-Behandlung weit mehr ist als eine rein ästhetische Korrektur – sie kann die gesamte Lebensqualität nachhaltig verbessern. Weitere Informationen zu Zahnfehlstellungen finden Sie in unserem Ratgeber zu Bruxismus und Zahnfehlstellungen.
Alternative und ergänzende Behandlungsmethoden
Neben den klassischen kieferorthopädischen und chirurgischen Ansätzen gibt es weitere Methoden, die je nach Situation unterstützend oder alternativ eingesetzt werden können.
Minischrauben und skelettale Verankerung
Temporäre Minischrauben (TADs – Temporary Anchorage Devices) haben die kieferorthopädische Behandlung revolutioniert. Diese kleinen Titanschrauben werden vorübergehend im Kieferknochen verankert und dienen als fester Ankerpunkt für Zahnbewegungen. Bei der Unterbiss-Korrektur ermöglichen sie:
- Präzisere Kontrolle der Zahnbewegungen
- Vermeidung unerwünschter Nebenwirkungen auf andere Zähne
- Verkürzte Behandlungszeit in manchen Fällen
- Möglichkeit komplexerer Bewegungen ohne chirurgischen Eingriff
Die Minischrauben werden unter lokaler Betäubung eingesetzt und nach Abschluss der Behandlung wieder entfernt. Der Eingriff ist minimal-invasiv und in der Regel schmerzfrei.
Beschleunigte Kieferorthopädie
Moderne Verfahren zur Beschleunigung der Zahnbewegung können die Behandlungsdauer um bis zu 30-40% reduzieren:
- Piezocision: Mikrochirurgische Einschnitte im Kieferknochen stimulieren den Knochenumbau
- Photobiomodulation: Niederenergetisches Laserlicht regt zelluläre Prozesse an
- Vibrationsgeräte: Hochfrequente Mikrovibrationen fördern die Zahnbewegung
- Corticision: Gezielte Schwächung der Knochenstruktur für schnellere Bewegung
Diese Methoden sind noch nicht flächendeckend verfügbar und werden meist als Zusatzleistung angeboten. Die Kosten liegen zwischen 500 und 2.000 Euro zusätzlich zur regulären Behandlung.
Funktionelle Therapie und Physiotherapie
Begleitend zur kieferorthopädischen oder chirurgischen Behandlung kann eine funktionelle Therapie sinnvoll sein:
- Myofunktionelle Therapie: Training der Zungen- und Lippenmuskulatur zur Korrektur schädlicher Habits
- Kiefergelenksphysiotherapie: Behandlung von Verspannungen und Funktionsstörungen
- Manuelle Therapie: Mobilisierung des Kiefergelenks und der umgebenden Strukturen
- Entspannungstechniken: Reduktion von stressbedingtem Zähneknirschen
Diese ergänzenden Therapien verbessern nicht nur das Behandlungsergebnis, sondern helfen auch bei der Stabilisierung und können Rezidiven vorbeugen.
Ästhetische Zusatzbehandlungen
Nach erfolgreicher Korrektur des Unterbisses wünschen sich viele Patienten weitere ästhetische Optimierungen:
- Zahnaufhellung: Bleaching für ein strahlendes Lächeln nach Entfernung der Brackets
- Veneers: Hauchdünne Keramikschalen für perfekte Frontzähne
- Zahnfleischkorrektur: Harmonisierung der Zahnfleischlinie bei “Gummy Smile”
- Zahnformkorrekturen: Anpassung zu kleiner oder ungleichmäßiger Zähne
Diese Behandlungen sind rein ästhetischer Natur und werden weder von der gesetzlichen Krankenkasse noch von den meisten Zahnzusatzversicherungen übernommen. Informationen zu ästhetischen Versorgungen finden Sie in unserem Artikel über Non-Prep-Veneers.
Unterbiss bei Erwachsenen vs. Kindern: Wichtige Unterschiede
Die Behandlung eines Unterbisses unterscheidet sich grundlegend zwischen Kindern und Erwachsenen. Das Verständnis dieser Unterschiede ist wichtig, um realistische Erwartungen zu haben.
Behandlung im Kindes- und Jugendalter
Bei Kindern und Jugendlichen kann das Kieferwachstum noch aktiv beeinflusst werden. Die Vorteile einer frühen Behandlung:
- Wachstumslenkung durch funktionskieferorthopädische Geräte möglich
- Höhere Erfolgsrate ohne chirurgischen Eingriff (85-90%)
- Kürzere Behandlungszeiten (12-24 Monate)
- Schnellere Zahnbewegungen durch aktiven Knochenstoffwechsel
- Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkasse bei KIG 3-5
- Bessere Langzeitstabilität durch Wachstumsanpassung
Die ideale Zeit für den Behandlungsbeginn liegt zwischen dem 9. und 13. Lebensjahr, wenn der präpubertäre Wachstumsschub einsetzt. In dieser Phase können selbst ausgeprägte skelettale Unterbisse oft ohne Operation korrigiert werden.
Besonderheiten bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen ist das Kieferwachstum abgeschlossen, was die Behandlung erschwert:
| Aspekt | Kinder/Jugendliche | Erwachsene |
|---|---|---|
| Wachstumsbeeinflussung | Möglich und effektiv | Nicht mehr möglich |
| Zahnbewegungsgeschwindigkeit | Schnell (aktiver Stoffwechsel) | Langsamer (reduzierter Stoffwechsel) |
| Behandlungsdauer | 12-24 Monate | 18-36 Monate |
| OP-Notwendigkeit bei schwerem Unterbiss | Seltener (15-20%) | Häufiger (40-50%) |
| Kostenübernahme GKV | Bei KIG 3-5 vollständig | Nur in Extremfällen |
| Rezidivrisiko | Geringer | Höher |
| Behandlungsmotivation | Oft extern (Eltern) | Intrinsisch (eigener Wunsch) |
Warum eine Behandlung im Erwachsenenalter trotzdem sinnvoll ist
Trotz der genannten Einschränkungen gibt es gute Gründe, einen Unterbiss auch im Erwachsenenalter behandeln zu lassen:
- Gesundheitliche Vorteile: Vermeidung von Folgeschäden an Zähnen, Zahnfleisch und Kiefergelenk
- Moderne Technologien: Neue Behandlungsmethoden ermöglichen auch bei Erwachsenen hervorragende Ergebnisse
- Höhere Compliance: Erwachsene sind meist motivierter und halten sich besser an Behandlungsvorgaben
- Lebensqualität: Verbesserung von Funktion, Ästhetik und Selbstbewusstsein
- Langfristige Kostenersparnis: Vermeidung teurer Folgebehandlungen
Studien zeigen, dass die Patientenzufriedenheit nach Unterbiss-Behandlung bei Erwachsenen sogar höher ist als bei Jugendlichen, da die Entscheidung bewusst und selbstbestimmt getroffen wurde.

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Leben mit Unterbiss: Praktische Tipps für den Alltag
Ob Sie sich gerade in Behandlung befinden oder noch überlegen, einen Unterbiss korrigieren zu lassen – diese praktischen Tipps helfen Ihnen im Alltag.
Während der kieferorthopädischen Behandlung
Ernährung anpassen:
- Vermeiden Sie harte Lebensmittel (Nüsse, hartes Brot, Karotten)
- Schneiden Sie Obst und Gemüse in kleine Stücke
- Verzichten Sie auf klebrige Süßigkeiten (Karamell, Kaugummi)
- Bevorzugen Sie weiche Kost in den ersten Tagen nach Anpassungen
- Trinken Sie ausreichend Wasser, um Speisereste zu entfernen
Optimale Mundhygiene:
- Putzen Sie nach jeder Mahlzeit gründlich (mindestens 3x täglich)
- Verwenden Sie spezielle Interdentalbürsten für Brackets
- Nutzen Sie Mundspülungen zur Unterstützung
- Investieren Sie in eine elektrische Zahnbürste mit Ortho-Aufsatz
- Führen Sie regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durch (alle 3-4 Monate)
Umgang mit Beschwerden:
- Leichte Schmerzen nach Anpassungen sind normal – nehmen Sie bei Bedarf Schmerzmittel
- Verwenden Sie Dentalwachs bei Druckstellen durch Brackets
- Spülen Sie mit Salzwasser bei Reizungen der Mundschleimhaut
- Kühlen Sie von außen bei stärkeren Schmerzen
- Kontaktieren Sie Ihren Kieferorthopäden bei anhaltenden Problemen
Nach einer Unterbiss-Operation
Die postoperative Phase erfordert besondere Aufmerksamkeit und Disziplin:
Erste Woche:
- Hochlagerung des Kopfes beim Schlafen (reduziert Schwellung)
- Regelmäßiges Kühlen mit Kühlpacks (20 Minuten an, 20 Minuten aus)
- Ausschließlich flüssige Nahrung (Suppen, Smoothies, Proteinshakes)
- Keine körperliche Anstrengung, viel Ruhe
- Strikte Einnahme verschriebener Medikamente
Woche 2-6:
- Langsame Steigerung zu breiiger Kost (Kartoffelpüree, Rührei, Joghurt)
- Vorsichtige Kieferbewegungen zur Mobilisierung
- Intensive aber sanfte Mundhygiene
- Vermeidung von Niesen mit geschlossenem Mund (Druckaufbau gefährlich)
- Regelmäßige Kontrolltermine wahrnehmen
Ab Woche 6:
- Schrittweise Rückkehr zu normaler Kost
- Beginn mit physiotherapeutischen Übungen
- Langsame Wiederaufnahme sportlicher Aktivitäten
- Fortsetzung der kieferorthopädischen Feineinstellung
Langfristige Stabilisierung und Rezidivprophylaxe
Um das erreichte Ergebnis dauerhaft zu erhalten, sind folgende Maßnahmen essentiell:
- Konsequentes Retainer-Tragen: Sowohl festsitzend als auch herausnehmbar nach Anweisung
- Regelmäßige Kontrollen: Mindestens 1x jährlich beim Kieferorthopäden, auch nach Behandlungsabschluss
- Vermeidung schädlicher Habits: Kein Fingernägel-Kauen, Stift-Beißen oder einseitiges Kauen
- Behandlung von Bruxismus: Bei Zähneknirschen unbedingt eine Aufbissschiene tragen
- Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung und ausreichend Vitamin D für Knochengesundheit
Patienten, die diese Empfehlungen befolgen, haben eine Rezidivrate von unter 5%, während bei Vernachlässigung der Retention bis zu 30% der Fälle eine teilweise Rückverlagerung erleben.
Psychologische Aspekte: Der Einfluss auf Selbstbewusstsein und Lebensqualität
Ein ausgeprägter Unterbiss kann erhebliche psychosoziale Auswirkungen haben, die oft unterschätzt werden. Studien zeigen, dass Menschen mit sichtbaren Kieferfehlstellungen häufiger unter vermindertem Selbstwertgefühl, sozialer Angst und sogar Depressionen leiden.
Psychosoziale Belastungen durch Unterbiss
Betroffene berichten über verschiedene Herausforderungen im Alltag:
- Soziale Interaktion: Vermeidung von Lächeln und offenem Lachen in Gesellschaft
- Berufliche Nachteile: Geringere Chancen bei Bewerbungsgesprächen und kundenorientierten Tätigkeiten
- Partnersuche: Eingeschränktes Selbstvertrauen beim Dating und in Beziehungen
- Fotografien: Unbehagen beim Fotografiert-Werden, Vermeidung von Gruppenfotos
- Kommunikation: Unsicherheit beim Sprechen, besonders in öffentlichen Situationen
Eine Studie der Universität Heidelberg aus 2023 zeigte, dass 68% der Erwachsenen mit unbehandeltem Unterbiss ihre Lebensqualität als eingeschränkt bewerten, verglichen mit nur 12% nach erfolgreicher Behandlung.
Positive Veränderungen nach der Behandlung
Die Korrektur eines Unterbisses führt bei den meisten Patienten zu signifikanten psychologischen Verbesserungen:
| Lebensbereich | Verbesserung nach Behandlung | Patientenangabe |
|---|---|---|
| Selbstbewusstsein | Deutliche Steigerung | 88% |
| Soziale Aktivitäten | Häufigere Teilnahme | 76% |
| Berufliche Zufriedenheit | Positive Entwicklung | 64% |
| Partnerschaftsqualität | Verbesserung | 71% |
| Allgemeine Lebenszufriedenheit | Signifikanter Anstieg | 82% |
Umgang mit der Behandlungsphase
Die Behandlung selbst kann psychologisch herausfordernd sein, besonders bei Erwachsenen, die im Berufsleben stehen:
- Sichtbare Zahnspange: Anfängliche Unsicherheit, die meist nach 2-3 Wochen nachlässt
- Sprachveränderungen: Vorübergehende Ausspracheschwierigkeiten, die trainiert werden können
- Lange Behandlungsdauer: Durchhaltevermögen und Geduld sind gefordert
- Zwischenphasen: Optische Verschlechterung während präoperativer KFO kann belastend sein
Hilfreich sind in dieser Phase:
- Offene Kommunikation mit Familie, Freunden und Kollegen
- Fokussierung auf das Endziel durch Visualisierung (Behandlungssimulationen)
- Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren
- Professionelle psychologische Unterstützung bei starker Belastung
- Dokumentation des Fortschritts durch regelmäßige Fotos
Viele Patienten berichten rückblickend, dass die Behandlungsphase zwar herausfordernd war, sich aber jeder einzelne Tag gelohnt hat. Die Investition in die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zahlt sich langfristig vielfach aus.
Spezialsituationen: Unterbiss bei besonderen Patientengruppen
Bestimmte Patientengruppen erfordern besondere Überlegungen bei der Unterbiss-Behandlung.
Senioren mit Unterbiss
Auch im höheren Alter ist eine Unterbiss-Korrektur noch möglich und oft sinnvoll. Besonderheiten bei älteren Patienten:
- Langsamere Zahnbewegung: Behandlung dauert etwa 20-30% länger als bei jüngeren Erwachsenen
- Knochenqualität: Osteoporose kann die Behandlung erschweren, ist aber kein Ausschlusskriterium
- Begleiterkrankungen: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen bei OP-Planung berücksichtigt werden
- Zahnstatus: Vorhandener Zahnersatz muss eventuell angepasst oder erneuert werden
- Medikation: Blutverdünner und andere Medikamente beeinflussen Behandlungsplanung
Trotz dieser Herausforderungen profitieren auch Senioren erheblich von einer Unterbiss-Korrektur, insbesondere hinsichtlich Kaufunktion und Kiefergelenksbeschwerden. Mehr Informationen finden Sie in unserem Ratgeber zu Zahnersatz für Senioren.
Schwangere und Stillende
Eine Unterbiss-Behandlung während Schwangerschaft und Stillzeit erfordert besondere Vorsicht:
- Kieferorthopädie: Kann grundsätzlich fortgesetzt werden, Röntgenaufnahmen sollten vermieden werden
- Chirurgische Eingriffe: Sollten auf die Zeit nach der Schwangerschaft und Stillzeit verschoben werden
- Hormonelle Veränderungen: Können Zahnfleischentzündungen verstärken, intensive Mundhygiene wichtig
- Schmerzmedikation: Nur stillverträgliche Präparate verwenden
Idealerweise wird eine umfangreiche Unterbiss-Behandlung vor einer geplanten Schwangerschaft begonnen oder danach durchgeführt. Weitere Informationen zur Zahngesundheit in der Schwangerschaft finden Sie in unserem Artikel über Zahnersatz in der Schwangerschaft.
Patienten mit Allgemeinerkrankungen
Bestimmte Grunderkrankungen erfordern besondere Aufmerksamkeit:
Diabetes:
- Erhöhtes Infektionsrisiko bei chirurgischen Eingriffen
- Verzögerte Wundheilung
- Optimale Blutzuckereinstellung vor Behandlungsbeginn essentiell
- Engmaschige Kontrollen während der Behandlung
Ausführliche Informationen finden Sie in unserem Ratgeber für Diabetiker und Zahnersatz.
Parodontitis:
- Entzündung muss vor kieferorthopädischer Behandlung saniert werden
- Erhöhtes Risiko für Zahnlockerung bei Zahnbewegungen
- Intensive parodontale Betreuung während der gesamten Behandlung
- Eventuell längere Behandlungsdauer
Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem Artikel über Zahnersatz bei Parodontose.
Angstpatienten
Für Menschen mit Zahnarztangst gibt es spezielle Behandlungskonzepte:
- Ausführliche Aufklärungsgespräche und Vertrauensaufbau
- Sedierung oder Vollnarkose bei chirurgischen Eingriffen
- Entspannungstechniken und psychologische Begleitung
- Spezialisierte Praxen für Angstpatienten
Detaillierte Informationen finden Sie in unserem Ratgeber für Angstpatienten.
Häufig gestellte Fragen zu Unterbiss bei Erwachsenen
Kann ein Unterbiss bei Erwachsenen ohne Operation korrigiert werden?
Bei leichten bis moderaten Unterbissen ist eine Korrektur ohne Operation möglich, wenn die Fehlstellung primär durch Zahnfehlstellungen und nicht durch skelettale Probleme verursacht wird. Mit modernen kieferorthopädischen Methoden wie Zahnspangen oder Alignern können Zahnbewegungen von bis zu 3-4 mm erreicht werden. Bei ausgeprägten skelettalen Unterbissen mit einer Diskrepanz von mehr als 5 mm ist jedoch meist eine chirurgische Korrektur notwendig, um funktionell und ästhetisch optimale Ergebnisse zu erzielen. Eine genaue Diagnose durch einen Kieferorthopäden ist entscheidend, um die beste Behandlungsmethode zu bestimmen.
Wie lange dauert die Behandlung eines Unterbisses bei Erwachsenen?
Die Behandlungsdauer variiert je nach Schweregrad und gewählter Methode. Eine rein kieferorthopädische Behandlung dauert typischerweise 18-36 Monate. Bei einer kombinierten kieferorthopädisch-chirurgischen Behandlung müssen Sie mit 2,5-4 Jahren rechnen: 12-18 Monate präoperative Kieferorthopädie, der chirurgische Eingriff selbst, 6-12 Wochen Heilungsphase und 6-12 Monate postoperative Feineinstellung. Hinzu kommt eine lebenslange Retentionsphase zur Stabilisierung des Ergebnisses. Faktoren wie Alter, Knochenqualität, Mundhygiene und Ihre Mitarbeit beeinflussen die Behandlungsdauer erheblich.
Was kostet die Korrektur eines Unterbisses und zahlt die Krankenkasse?
Die Kosten für eine Unterbiss-Behandlung liegen zwischen 3.000 und 15.000 Euro, abhängig von der Behandlungsmethode. Eine feste Zahnspange kostet 3.000-7.000 Euro, Aligner 3.500-8.000 Euro, und eine kombinierte Behandlung mit Operation 8.000-15.000 Euro. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt die Kosten bei Erwachsenen nur in Ausnahmefällen bei schweren Kieferfehlstellungen (KIG-Grad 3-5) mit erheblichen funktionellen Beeinträchtigungen. Eine leistungsstarke Zahnzusatzversicherung mit Kieferorthopädie-Leistungen kann 70-100% der Kosten erstatten, allerdings gelten meist Wartezeiten und Altersgrenzen. Bereits diagnostizierte Fehlstellungen werden häufig vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.
Ist eine Unterbiss-Operation schmerzhaft und wie lange dauert die Heilung?
Die Operation selbst wird unter Vollnarkose durchgeführt und ist daher schmerzfrei. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sind Schwellungen, Blutergüsse und mäßige Schmerzen normal, die mit verschriebenen Schmerzmitteln gut kontrollierbar sind. Die akute Heilungsphase dauert 6-12 Wochen, wobei die intensivste Phase die ersten 2-3 Wochen umfasst. In dieser Zeit ist die Mundöffnung eingeschränkt und nur flüssige bis breiige Kost möglich. Die vollständige Knochenheilung und Wiedererlangung der normalen Kieferfunktion benötigt etwa 3-6 Monate. Die meisten Patienten können nach 2-3 Wochen wieder arbeiten, sollten aber 6-8 Wochen auf Sport und körperliche Anstrengung verzichten.
Können die Zähne nach einer erfolgreichen Behandlung wieder zurückwandern?
Ja, ohne konsequente Retention besteht ein Rezidivrisiko von 15-30%. Nach jeder kieferorthopädischen Behandlung haben Zähne und Kiefer die natürliche Tendenz, in ihre ursprüngliche Position zurückzukehren. Deshalb ist das lebenslange Tragen von Retainern (Haltespangen) essentiell. Moderne festsitzende Retainer, die auf der Innenseite der Frontzähne befestigt werden, bieten eine komfortable und zuverlässige Langzeitstabilisierung. Zusätzlich sollten Sie nachts herausnehmbare Retentionsschienen tragen. Bei konsequenter Retention sinkt das Rezidivrisiko auf unter 5%. Regelmäßige Kontrollen beim Kieferorthopäden, auch nach Behandlungsabschluss, helfen, frühzeitig Veränderungen zu erkennen und gegenzusteuern.
Ab welchem Alter ist eine Unterbiss-Behandlung nicht mehr möglich?
Grundsätzlich gibt es keine Altersgrenze für eine Unterbiss-Behandlung. Auch Patienten über 60 oder 70 Jahre können erfolgreich behandelt werden, wenn der allgemeine Gesundheitszustand und die Knochenqualität ausreichend sind. Bei älteren Patienten dauert die Behandlung etwa 20-30% länger als bei jüngeren Erwachsenen, da der Knochenstoffwechsel langsamer ist. Wichtig ist eine umfassende medizinische Voruntersuchung, besonders bei geplanten chirurgischen Eingriffen. Bestehende Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen berücksichtigt werden. Viele Senioren profitieren erheblich von einer Unterbiss-Korrektur, insbesondere hinsichtlich Kaufunktion, Kiefergelenksbeschwerden und Lebensqualität.
Welche Alternative gibt es zur sichtbaren Zahnspange für Erwachsene?
Erwachsene haben mehrere ästhetische Alternativen zur klassischen Metallzahnspange: Transparente Aligner (z.B. Invisalign) sind nahezu unsichtbare Kunststoffschienen, die alle 1-2 Wochen gewechselt werden. Sie eignen sich für leichte bis moderate Unterbisse und kosten 3.500-8.000 Euro. Keramikbrackets sind zahnfarben und deutlich unauffälliger als Metallbrackets, funktionieren aber nach demselben Prinzip. Die Lingualtechnik platziert die Brackets auf der Innenseite der Zähne und ist von außen völlig unsichtbar, ist aber teurer (6.000-10.000 Euro) und gewöhnungsbedürftiger. Die Wahl der Methode hängt vom Schweregrad Ihrer Fehlstellung, Ihrem Budget und Ihren ästhetischen Präferenzen ab. Ihr Kieferorthopäde berät Sie, welche Option in Ihrem Fall am besten geeignet ist.
Kann ich während der Behandlung normal essen und sprechen?
Mit einer festen Zahnspange oder Alignern ist normales Sprechen nach einer kurzen Eingewöhnungsphase von 1-2 Wochen meist problemlos möglich. Beim Essen müssen Sie einige Einschränkungen beachten: Harte Lebensmittel wie Nüsse, rohes Gemüse oder hartes Brot sollten vermieden werden, ebenso klebrige Süßigkeiten. Schneiden Sie Obst und Gemüse in kleine Stücke. Nach Anpassungen der Zahnspange können die Zähne 2-3 Tage empfindlich sein – in dieser Zeit ist weiche Kost angenehmer. Nach einer Unterbiss-Operation ist die Situation anspruchsvoller: In den ersten 4-6 Wochen sind nur flüssige bis breiige Nahrung und eingeschränkte Mundöffnung möglich. Die Sprachfähigkeit ist vorübergehend beeinträchtigt, normalisiert sich aber innerhalb von 2-3 Wochen zunehmend.
Welche Risiken und Komplikationen können bei der Behandlung auftreten?
Bei kieferorthopädischen Behandlungen sind die Risiken gering: Wurzelresorptionen (Verkürzung der Zahnwurzeln) treten bei etwa 1-2% der Patienten auf, Zahnfleischrückgang bei unzureichender Mundhygiene, vorübergehende Zahnlockerung während der Bewegungsphase und selten allergische Reaktionen auf Materialien. Bei chirurgischen Eingriffen bestehen höhere Risiken: Nervschädigungen mit Taubheitsgefühlen im Unterkiefer- und Lippenbereich (5-10%, meist vorübergehend), Infektionen (unter 2%), Blutungen, Knochenheilungsstörungen (unter 1%) und Rezidiv durch unzureichende Stabilisierung (2-5%). Moderne Operationstechniken und erfahrene Chirurgen haben die Komplikationsrate deutlich gesenkt. Die Erfolgsrate liegt bei über 90% mit hoher Patientenzufriedenheit. Eine umfassende Aufklärung und Risikoabwägung mit Ihrem Behandler ist essentiell.
Wie finde ich den richtigen Spezialisten für meine Unterbiss-Behandlung?
Die Wahl des richtigen Behandlers ist entscheidend für den Erfolg. Achten Sie auf folgende Kriterien: Facharzt für Kieferorthopädie mit Zusatzqualifikationen in Erwachsenenbehandlung, nachweisbare Erfahrung mit Unterbiss-Korrekturen (fragen Sie nach Vorher-Nachher-Fotos), moderne technische Ausstattung (digitale Volumentomographie, 3D-Planung), gute Kommunikation und ausführliche Beratung, transparente Kostenaufklärung und Behandlungsplanung sowie positive Patientenbewertungen. Bei geplanter chirurgischer Korrektur sollte eine enge Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopäden und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen bestehen. Holen Sie Zweitmeinungen ein, besonders bei umfangreichen Behandlungen. Ihre Krankenkasse oder Zahnärztekammer kann Ihnen qualifizierte Spezialisten in Ihrer Region nennen. Ein persönliches Erstgespräch gibt Ihnen ein Gefühl, ob die Chemie stimmt und Sie sich gut aufgehoben fühlen.
Fazit: Unterbiss bei Erwachsenen erfolgreich behandeln
Ein Unterbiss bei Erwachsenen ist keine unveränderbare Gegebenheit, sondern kann mit modernen Behandlungsmethoden erfolgreich korrigiert werden. Ob kieferorthopädische Behandlung mit Zahnspange oder Alignern, chirurgische Korrektur oder eine Kombination beider Ansätze – die heutigen Möglichkeiten bieten für jeden Schweregrad eine passende Lösung.
Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
- Leichte bis moderate Unterbisse können oft ohne Operation korrigiert werden
- Bei ausgeprägten skelettalen Fehlstellungen ist eine chirurgische Behandlung der Goldstandard
- Die Behandlungsdauer beträgt 18-36 Monate bei reiner Kieferorthopädie, 2,5-4 Jahre bei kombinierter Behandlung
- Die Kosten liegen zwischen 3.000 und 15.000 Euro, wobei die GKV nur in Ausnahmefällen zahlt
- Eine Zahnzusatzversicherung kann die finanzielle Belastung erheblich reduzieren
- Die Erfolgsrate liegt bei über 90% mit hoher Patientenzufriedenheit
- Konsequente Retention ist essentiell für langfristige Stabilität
- Auch im höheren Alter ist eine erfolgreiche Behandlung möglich
Eine Unterbiss-Korrektur ist mehr als eine ästhetische Verbesserung – sie kann Ihre Kaufunktion optimieren, Kiefergelenksbeschwerden lindern, Sprachprobleme beheben und Ihre Lebensqualität nachhaltig steigern. Die Investition in Ihre Zahngesundheit zahlt sich langfristig aus, sowohl gesundheitlich als auch psychologisch.
Wenn Sie einen Unterbiss haben und über eine Behandlung nachdenken, ist der erste Schritt eine ausführliche Beratung bei einem Kieferorthopäden. Er kann Ihre individuelle Situation beurteilen, Behandlungsoptionen aufzeigen und einen maßgeschneiderten Therapieplan erstellen. Zögern Sie nicht – moderne Behandlungsmethoden machen die Korrektur auch im Erwachsenenalter komfortabler und erfolgreicher denn je.

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Disclaimer: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information über Unterbiss-Behandlungen bei Erwachsenen und ersetzt keine individuelle medizinische Beratung durch einen Facharzt für Kieferorthopädie oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Behandlungsmethoden, Kosten und Erfolgsaussichten können im Einzelfall variieren. Die genannten Preise sind Durchschnittswerte und können regional unterschiedlich sein. Bitte konsultieren Sie für eine auf Ihre Situation zugeschnittene Diagnose und Behandlungsplanung einen qualifizierten Spezialisten. Stand der Informationen: 2025


